Update
Fast ein Jahr finden unsere Töpferkurse jetzt schon statt, beinahe drei Jahre besteht unser kleines Atelier. Zeit, euch allen ein Update
darüber zu geben, was sich bei uns alles verändert hat und was immer noch ganz wie am Anfang ist!
Noch heute erinnere ich (Vera) mich, wie aufgeregt Karin letztes Jahr vor ihrem ersten Töpferkurs war. Zugegeben, es ist schon mutig, nach zwei Jahren intensiver, eigener Erfahrung an der Drehscheibe anderen Interessierten das Töpfern beibringen zu wollen. Dennoch war es für mich wenig überraschend, gleich nach dem ersten Kursabend Karins begeisterten Anruf zu erhalten, dass der erste Termin natürlich super gelaufen ist.
Überraschender gestaltete sich dann jedoch auch für mich die hohe Nachfrage. Ab den Wintermonaten hatte sich das Angebot herumgesprochen: unsere Kurse waren regelmäßig ausgebucht. Natürlich haben wir uns unglaublich darüber gefreut, schließlich hat diese Entwicklung doch all unsere Erwartungen übertroffen. Trotzdem hat uns die Beliebtheit unserer Kurse nicht selten vor das ein oder andere logistische Problem
gestellt: Wie viele Kursteilnehmer können wir in unseren Räumlichkeiten gleichzeitig betreuen? Wie müssen die Kurse gelegt werden, dass sämtliche Werke so trocknen, dass sie miteinander gebrannt werden können? Wie können wir unseren Ofen – auch angesichts der steigenden Energiepreise – möglichst effizient füllen? Wie viele Töpferkurse kann ein einzelner Mensch neben eigener kreativer Arbeit geben? Und wie schnell kann man eigentlich vom heimischen Schreibtisch in den Laden sprinten, wenn sich während eines Kurses spontan weitere Kundschaft im Ausstellungsraum ankündigt?
Inzwischen haben wir uns auch hier eingespielt und die anfängliche Aufregung hat sich langsam gelegt. Geblieben sind uns nach wie vor viele gemeinsame bunte Ideen, wie sich unser Kursangebot noch weiter ausbauen lässt. Von erneuten Renovierungsüberlegungen über diverse Themen-Kurse ist auch dieses Mal (wie immer, wenn wir uns zusammen Gedanken machen) alles dabei. Nicht zuletzt deshalb benötigen wir im Juni diesen Jahres einmal eine kleine Pause, um unsere Gedanken zunächst einmal zu ordnen, um Platz für Neues zu schaffen und um die Malerei bei der ganzen Töpferei nicht ganz zu vergessen.
Noch immer bereuen wir das Projekt Selbstständigkeit aber kein Stück und freuen uns jedes Mal wieder, durch unsere Tätigkeiten einerseits aus dem Alltag abtauchen und andererseits tolle Menschen kennenlernen zu können, die wir sonst nie getroffen hätten.
Wir freuen uns schon auf euren nächsten Besuch im Atelier Fink!
Karin und Vera
Wenn man beim Töpfern über jene Phase, in denen alle Drehversuche krumm und schief werden, hinausgekommen ist, läuft es, zumindest an der Töpferscheibe, normalerweise durchaus rund. Anders ist es, wenn Mutter und Tochter ohne große Vorerfahrung hobbymäßig ein Atelier führen. Auch nach fast fünf Jahren Erfahrung kommt man hier immer wieder ins Schlingern. Zunächst führen Veränderungen im Alltag immer unweigerlich dazu, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Wer kann aufgrund hauptberuflicher Verpflichtungen wann im Atelier sein? Können wir an unseren Werkstattzeiten festhalten? Oder sollten wir dazu übergehen, unsere Werkstatt nur noch nach Vereinbarung für Kunden zu öffnen? Und wie soll man neben Hauptberuf, hobbymäßiger Nebentätigkeit, Hunden und Renovierungsarbeiten eigentlich noch die eigene Hochzeit planen? Bei solchen Diskussionen verschwimmen sie, die Grenzen zwischen Geschäftspartnerinnen und Familienmitgliedern. Nichts desto trotz gilt es auch in solchen Zeiten, möglichst keine Neuerungen von außen zu verpassen. Denn natürlich häufen diese sich in Zeiten, in denen sich außerhalb des Ateliers ohnehin schon vieles im Umbruch befindet. Und während man versucht, alles Mögliche nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen, parallel dazu Kurse abzuhalten, das Sortiment an die jeweilige Jahreszeit anzupassen und das Atelier einladend, aber dennoch funktional zu gestalten, gerät das Wesentliche langsam aber sicher immer mehr in den Hintergrund. So haben wir uns in den letzten Monaten nicht nur einmal gefragt, wann wir eigentlich zuletzt gemalt oder getöpfert haben. Und, sind wir ehrlich: die Motivation hierzu ist nach einem Berg administrativer Aufgaben und Verpflichtungen nicht unbedingt vorhanden. Auch die Inspiration leidet nicht selten unter dem Gefühl, immer noch etwas abarbeiten zu müssen. Es läuft nicht immer alles rund – das Leben ist schließlich keine Töpferscheibe. Bisher konnten wir es, trotz dieser schwierigen Phase, aber nicht übers Herz bringen, unser kleines Atelier aufzugeben. Denn wenn wir etwas sind, dann stur. Zu viel Herzblut steckt in diesen Räumen. Zu viele Ideen sind in unsere Produkte geflossen. Zu viele Stunden haben wir hier mit dem verbracht, was uns wichtig ist. Und wir sind uns sicher: irgendwann werden wir wieder gemeinsam am Werkstatttisch sitzen, malend und töpfernd, ohne dass der Aufgabenberg neben uns darauf wartet, verkleinert zu werden. Wir hoffen, euch schreckt auch dieser Abschnitt unserer gemeinsamen Reise nicht ab und ihr verfolgt weiterhin unseren Weg, egal, ob dieser von kleinen und größeren Änderungen betroffen sein wird oder nicht. Denn gewissermaßen ist es im Leben eben doch wie mit der Töpferscheibe: es dreht sich immer weiter! :)