Warum das Leben nicht wie eine Töpferscheibe ist – oder doch?

Wenn man beim Töpfern über jene Phase, in denen alle Drehversuche krumm und schief werden, hinausgekommen ist, läuft es, zumindest an der Töpferscheibe, normalerweise durchaus rund. 

Anders ist es, wenn Mutter und Tochter ohne große Vorerfahrung hobbymäßig ein Atelier führen. Auch nach fast fünf Jahren Erfahrung kommt man hier immer wieder ins Schlingern. 

Zunächst führen Veränderungen im Alltag immer unweigerlich dazu, bestehende Strukturen zu hinterfragen. Wer kann aufgrund hauptberuflicher Verpflichtungen wann im Atelier sein? Können wir an unseren Werkstattzeiten festhalten? Oder sollten wir dazu übergehen, unsere Werkstatt nur noch nach Vereinbarung für Kunden zu öffnen? Und wie soll man neben Hauptberuf, hobbymäßiger Nebentätigkeit, Hunden und Renovierungsarbeiten eigentlich noch die eigene Hochzeit planen? Bei solchen Diskussionen verschwimmen sie, die Grenzen zwischen Geschäftspartnerinnen und Familienmitgliedern. 

Nichts desto trotz gilt es auch in solchen Zeiten, möglichst keine Neuerungen von außen zu verpassen. Denn natürlich häufen diese sich in Zeiten, in denen sich außerhalb des Ateliers ohnehin schon vieles im Umbruch befindet. Und während man versucht, alles Mögliche nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen, parallel dazu Kurse abzuhalten, das Sortiment an die jeweilige Jahreszeit anzupassen und das Atelier einladend, aber dennoch funktional zu gestalten, gerät das Wesentliche langsam aber sicher immer mehr in den Hintergrund. 

So haben wir uns in den letzten Monaten nicht nur einmal gefragt, wann wir eigentlich zuletzt gemalt oder getöpfert haben. Und, sind wir ehrlich: die Motivation hierzu ist nach einem Berg administrativer Aufgaben und Verpflichtungen nicht unbedingt vorhanden. Auch die Inspiration leidet nicht selten unter dem Gefühl, immer noch etwas abarbeiten zu müssen. Es läuft nicht immer alles rund – das Leben ist schließlich keine Töpferscheibe. 

Bisher konnten wir es, trotz dieser schwierigen Phase, aber nicht übers Herz bringen, unser kleines Atelier aufzugeben. Denn wenn wir etwas sind, dann stur. Zu viel Herzblut steckt in diesen Räumen. Zu viele Ideen sind in unsere Produkte geflossen. Zu viele Stunden haben wir hier mit dem verbracht, was uns wichtig ist. Und wir sind uns sicher: irgendwann werden wir wieder gemeinsam am Werkstatttisch sitzen, malend und töpfernd, ohne dass der Aufgabenberg neben uns darauf wartet, verkleinert zu werden. 

Wir hoffen, euch schreckt auch dieser Abschnitt unserer gemeinsamen Reise nicht ab und ihr verfolgt weiterhin unseren Weg, egal, ob dieser von kleinen und größeren Änderungen betroffen sein wird oder nicht. Denn gewissermaßen ist es im Leben eben doch wie mit der Töpferscheibe: es dreht sich immer weiter! :)

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